Mein Beruf (Teil 3)
Doch eine weitere Kürzung war unausweichlich. Die Zahl der Gemeindeglieder sank. So übernahm ich eine neu eingerichtete Stelle zur Flüchtlingsseelsorge, die sich in der Praxis allerdings dann doch auf eher wenige Kontakte und die Mitarbeit in einem Arbeitskreis beschränkte. Immerhin begannen 3 junge Männer einen Glaubenskurs bei mir und ließen sich am Ende taufen. Inzwischen haben sie alle drei das Bleiberecht erhalten. Aber ich frage mich immer noch, warum das sooo lange dauern muss ...
Leider wurde es auch immer schwieriger, Kandidaten für den Kirchenvorstand zu bekommen, und nachdem das beim ersten Mal noch mit Verzögerung gelungen war, hatte ich seit der Wahl 2018 keinen funktionsfähigen Kirchenvorstand mehr. Auch auf Grund anderer sehr unschöner Vorkommnisse in diesen Jahren kam es, wie es kommen mußte: ich war so erschöpft, dass selbst einfachste Dinge und Erledigungen unendlich schwer fielen. So ging ich für einige Wochen in eine Klinik und verließ danach die Gemeinde - zwar schweren Herzens, aber auch in dem Bewußtsein, dass diese Entscheidung richtig war.
Seit November 2019 half ich als "Springer-Pastor" in anderen Gemeinden aus und übernahm Gottesdienstvertretungen und Kasualien (Taufen, Trauungen und Beerdigungen). Zu Ostern 2020 zogen meine Frau und ich dann in eine Privatwohnung (vorher wohnten wir in einer Dienstwohnung, die für diesen Zweck geräumt werden mußte), und so gelang - auch "Dank" der Corona-Pandemie - ein langsamer und behutsamer Übergang in die Zeit des so genannten "Ruhestandes" ab dem 1. März 2022.
Nun behält die Ordination zum Pastor lebenslang ihre Bedeutung, und darum wird mir die Zeit sicher nicht lang und ich werde auch weiterhin Gottesdienste feiern und Menschen an besonderen Punkten ihres Lebens begleiten, so lange mir das möglich ist. Aber als Ruheständler darf ich eben auch mal "nein" sagen ...
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