So ist das bei ...
(Schluß)
In der Bahnhofshalle probten Hunderte von Menschen den Stillstand. Wie ich es gedacht hatte: ein viel zu großer Tannenbaum der keiner ist und allerlei Weihnachtsklimbim. Aber das Licht war gedimmt und die Lautsprecher waren still. Kein Dingeling in der Luft und irgendwie war es so ruhig hier, beinahe stimmungsvoll an diesem sonst so gehetzten Ort. Die Glocken der großen Stadtkirche begannen zu läuten und auf einer kleinen Bühne hier in der Halle versammelten sich irgendwie würdige Menschen um ein Mikrofon. Es wurde leise und all' die Leute hier schienen zu wissen, warum sie hierher gekommen sind. Fast hatte ich ein schlechtes Gewissen nur hier zu sein, weil ich ein überflüssiges Geschenk erwerben wollte, also blieb ich stehen wo ich war und ließ mir einen Liederzettel geben. Der studentische Weihnachtsmann mit der Sammelbüchse stand in der Nähe der Bühne, sah mich aber nicht. Da, der Mann mit dem purpurnen Stoff - sieht so aus, als müsse er die nächste Bahn nehmen. Und auch das Pärchen aus der Bettwäscheabteilung war dahinten. Jetzt, wo die Geschäfte schlossen waren sie alle hier hängengeblieben und hörten den Worten des Pastors dort oben zu und sangen zwischendurch die bekannten Weihnachtslieder, die man schon den ganzen Tag ertragen hatte. Aber hier war das etwas anderes. Menschen kommen zusammen und machen alle das gleiche. Sie kennen sich nicht und haben es eigentlich alle furchtbar eilig, heim zu kommen und das zu tun, was alle an diesem einen Tag im Jahr tun: Sich an eine uralte Geschichte erinnern, sich an der Freude zu freuen, die man einem anderen gemacht hat, gut essen und in der Familie zusammensein. Manche müssen singen, andere einen König spielen und wieder andere müssen von Bescherung zu Bescherung ziehen - aber, es ist Weihnachten! So, oder so ähnlich muss man wohl die Worte dieses Mannes zusammenfassen. Ich machte kehrt und nahm eine der Weihnachtskarten mit, die an dem Liederzettel waren. Weniger ist mehr und alles hat seine Zeit.
Also was machen Sie hier am Computer? - Sehen Sie zu, dass Sie heim kommen!
Ein gesegnetes und besinnliches Weihnachtsfest!
© für die Geschichte: Martin Böhnke
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