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ANONYMUS

Im Grunde ist es natürlich Unsinn, aber man tut es eben doch.
Wenn es der Morgen des Heiligen Abends ist, dann ist das erste, was getan wird, man schaut aus dem Fenster, ob denn der Traum eines jeden Mitteleuropäers in Erfüllung gegangen sei, was früher ja eigentlich noch selbstverständlich war, Schnee zum großen Fest. Warum sollte es heute denn anders sein? Zähneputzen, Rasieren, alles mögliche macht man gleichzeitig, eine logistische Herausforderung, die das Selbstwertgefühl schon gleich zu Beginn des Tages enorm steigert. Das eine kann wirken, während das andere bewirkt wird und umgekehrt.
Das Telephon klingelt.
Das hatte man irgendwie erwartet, immerhin hatte man den Mund voller Schaum und überhaupt war Sprechen wie Hören im Moment eher ungünstig. Aber wenn dann schon jemand am Heiligen Abend...
Vertrautes Rauschen. "Ach Sie sind’s. Warten Sie, ich muß mir den Schaum noch wegnehmen! - Wünsche ein frohes Fest! Haben Sie eigentlich auch einen Baum? Ist im Übrigen etwas unangenehm, was Sie sich da letztens anhören mußten, da ging es einfach mit mir durch, Sie schienen eben zuzuhören, hoffe, Sie können das nachsehen..."
Was war das?
Das konnte nicht möglich sein, irgendetwas war da zu hören gewesen, kein Rauschen, kein Knacksen und auch keiner dieser sirenenartigen Zustände. Das war irgendwie echt. Und es war bekannt. Das hatte man schon gehört. Es war unterdrückt und zögernd zugleich. Schien selbst erschrocken zu sein. Ganz klar, der andere mußte einen hören können und war nun wohl auch zu verstehen und das hatte er mitbekommen, das eigene Zögern mußte ausreichend für ihn gewesen sein. Er würde heute Abend wohl vorbeikommen, hätte da etwas für mich und der Weihnachtsmann hätte das nicht mehr mitnehmen können. Er hätte auch die ganze Zeit zuhören können, aber offenbar nicht auf meine Worte antworten. Ich war sprachlos. Es gäbe einiges zu sagen, er hatte es ja immer wieder versucht, aber nun sei er wieder im Lande und er fragte, was denn nun genau los sei mit mir.


Es war Heilig Abend und ich machte die Kerzenkette an. Die Kekse lagen auf dem Teller und zwei Tassen Tee dampften. Das Telephon hatte ich ausgestöpselt und wir saßen und redeten, schwiegen mindestens ebensoviel und beobachteten die Anderen von gegenüber und Freundschaft hat gar nichts mit Zeit zu tun.

©  für die Geschichte: Martin Boehnke

 

©  für den Adventskalender 2000: Karl-Martin Voget