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Der Besuch
Jesus ist gern unter Menschen, wenn sie Weihnachten feiern. Immerhin ist Weihnachten sein Geburtstag. So wählt er sich irgendein Haus, um dort mitzufeiern.
Um die Einsamen zu erfreuen, hat er sich nun einmal für die Wohnung zweier alter Schwestern entschieden. Es dämmert schon, als er an ihrer Tür klingelt.
Überglücklich lassen die Damen den seltenen Gast ein, und wer würde sie darum nicht beneiden? Nur ist leider noch nicht alles fertig für die Weihnachtsfeier. Man kennt das ja: bis zur letzten Minute gibt es hundert Vorbereitungen!
Jesus wird in die gute Stube geführt und soll nur noch ein bisschen warten. Jesus seufzt etwas, er kennt das allmählich, es geht ihm fast überall so. Er setzt sich in einen dunklen Winkel und wartet und beobachtet: Die Damen sind beim Friseur gewesen, um schön zu sein für das Fest. Aber dadurch ist die Zeit knapp geworden, weil so viele Damen Weihnachten zum Friseur gehen. Jetzt muss noch Lametta an den Tannenbaum gehängt werden. Das Telefon ist dauernd in Betrieb, jeder will jedem ein frohes Fest wünschen. Die Dame Jenny kommt zwischendurch mit dem Staubsauger, um einige Tannennadeln vom Teppich zu entfernen (sie hätten Jesus nicht gestört), während die Dame Lia geschwind die Festkleider noch einmal aufbügelt.
Beide trippeln immer wieder in die Küche, wo der Festputer schmort, für den nebenbei noch einige Zutaten hergerichtet werden müssen. Und plötzlich fällt es den Damen ein, dass sie ihre Geschenke in hübsches Papier einschlagen und mit Schleifchen zubinden müssen - aber wo ist das Papier und wo die Schere, und riecht es jetzt nicht angebrannt aus der Küche? Und: „Jenny, ruf Kusine Hedda noch mal an!” Und: ”Ein Damasttuch muss auf den Tisch!” Und: „Lia, wir haben die Nüsse vergesse, wir brauchen unbedingt noch Nüsse!” Ach, und schon wieder fliegen Fusseln auf den Boden; Punsch muss ja auch noch gebraut werden und...
Haben Sie Jesus vergessen?
Als beide Damen verschwinden, um sich ganz rasch umzukleiden und schönzumachen, da steht Jesus auf und geht leise aus dem Haus.
Draußen wird es allmählich Nacht. Hinter vielen Fenstern brennen Lichter. Die Menschen stecken in hundert Vorbereitungen für seinen Geburtstag.
Und er ist wieder auf dem Weg.
Vielleicht zu euch....
Dieser Text ist ein Fundstück aus meiner großen Sammlung von Advents- und Weihnachtstexten. Leider habe ich mir nicht immer die Quelle dazugeschrieben, und bei manchen Texten ist sie mir auch gar nicht bekannt. Sollte ich also die Copyright-Rechte einer Person hiermit verletzt haben, bitte ich um Entschuldigung und die nachträgliche Erlaubnis, diesen Text hier veröffentlichen zu dürfen.
Wenn jemand die Quelle benennen kann, möge er oder sie mir bitte eine E-mail schreiben.
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