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ANONYMUS

Gerade ist man wieder in seinen Sessel zurückgewankt, über die eigenen Hausschuhe gestolpert, da klingelt es schon ein zweites Mal. Man wartet das dritte und vierte Mal ab, nimmt man sofort ab, sieht es ja so aus, als hätte man nichts besseres zu tun.
"Ja?"
Vertrautes Getöse und hörbar bemühtes Schreien auf der anderen Seite, es hilft nichts, man kann nichts verstehen.
"Hören Sie, ich kann Sie wirklich nicht verstehen, die Verbindung ist einfach zu schlecht!" Man preßt den Hörer ans Ohr. "Was?" Es muß unglaublich weit weg sein, vielleicht ein Mobiltelephon in der Sahara oder so. Die Verbindung bricht wieder ab. So ist das mit Verbindungen, kaum meint man eine zu haben, da fängt es auch schon an zu rauschen, zu knacksen und laut zu tösen. Man fragt sich unweigerlich, ob der andere einen denn auch verstünde. Manchmal schreit man förmlich nach etwas und der andere hört es nicht, kann es nicht hören, will es nicht hören oder versteht es eben einfach nicht, bekommt nicht mit, was man ihm sagen möchte, was man von ihm will. Vielleicht hat man nur nicht laut genug geschrien oder der andere hat einfach nicht aufmerksam genug hingehört - so etwas kann an so vielen Ecken scheitern und zusammenbrechen.
Draußen ist das Licht in der Nachbarsküche ausgegangen, das im Eßzimmer dafür an. Ein anderer Nachbar hat jetzt auch Licht angemacht, im Wohnzimmer, zweiter Stock. Kerzen brennen, Blumen stehen auf dem Tisch, gleich kommt der junge Mann nach hause, sie haben erst kürzlich geheiratet, ein Pappstorch kämpft am Fenster immer noch um sein Leben.
Dann macht man sich eben diese Gedanken, ob man nicht zu viel erwartet hat, ob man dem anderen nicht hätte entgegenkommen müssen, sich ein wenig zusammennehmen, nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen und bei Gelegenheit einfach sagen sollen, was einen stört und nicht aus Eitelkeit darauf warten, daß er selbst merkt, was im Argen ist, ihm eine Chance geben und zu Gunsten dieser besonderen Verbindung einfach über den eigenen Schatten springen und die Hand reichen, es liegt einem ja auch etwas daran. Es liegt einem einzig und allein daran, diese Verbindung zu erhalten - es ist verrückt.
Der Bildschirm ist wieder angesprungen, wahrscheinlich beim Ruckeln an dem Tisch, beim Hasten zum Telephon. So kommt wieder etwas Licht in den Raum, nun ist auch die Tasse endgültig leer, der letzte Schluck war schon ganz kalt. Man legt die Füße auf die Heizung. Man nimmt sie wieder herunter und schleicht sich in die Küche, neuer Tee, vielleicht ein paar frische Kekse in die Schale, in der Küche sollte keine Neonröhre hängen.

©  für die Geschichte: Martin Boehnke

 

©  für den Adventskalender 2000: Karl-Martin Voget