„Der Mensch kommt zur Welt mit geballten Fäusten,
als spräche er: Die ganze Welt ist mein. Entfernt sich aber aus ihr
mit offenen Händen als wollte er sagen: Seht, nichts nehme ich mit."
(Marie Luise Kaschnitz)
Das kennen wir alle: raffende Hände, nimmersatt,
immer darauf bedacht, mehr zu haben als der andere Mensch. Längst
ist Menschsein von der Devise bestimmt, anderen Menschen gegenüber
im Vorteil sein zu müssen. Das hat zu der weit verbreiteten Beobachtung
geführt, daß jeder Mensch sich selbst der Nächste ist.
Immer mehr Menschen sind bestrebt, für sich
das Beste "rauszuschlagen", oft genug „ohne Rücksicht auf Verluste"
„Du öffnest deine Hand, und alles, was lebt,
wird satt." (Psalm
145,16)
Welch andere Aussage, die uns hier im alten Psalmwort
erreichen will. Nicht die raffgierige Hand, sondern die sich öffnende
Hand.
O ja, Hände können viel sagen - über
uns!
Welche Handhaltung prägt uns am meisten?
Ich wünschte mir, unsere Hände wären
nach vorne geöffnet. Hier bin ich. Meine Hände sind leer. Ich
bin auf Empfangen eingerichtet, Gott.
Denn: Alles Wesentliche in meinem Leben empfange
ich: mein Leben, alle Schätze und Ruinen meines Lebens, das Brot,
das ich nicht selbst backe, den Weizen, den ich nicht selber säe und
ernte, die Kaffee- oder Teepflanze, die ich nicht selber pflanze
und bearbeite. Vor allem aber: Alle Fürsorge und Liebe, von der ich
lebe.
Alles, was ich habe, habe ich von einem anderen.
Alles Wesentliche verdanke ich Gott.
Diese Erkenntnis treibt mich zur Dankbarkeit.
Darum kann ich auch einen letzten Schritt gehen: Ein dankbarer Mensch will
nie für sich bleiben. Er will weitergeben. Am deutlichsten zeigt und
das Jesus selbst. Bei der Einsetzung des Abendmahls heißt es: Jesus
nahm das Brot, dankte und gab es seinen Jüngern. In diesem Dreischritt
liegt das Geheimnis des Glaubens verborgen: nehmen, danken, weitergeben.
So geht alles Leben durch mich hindurch und ich werde Teil allen Lebens.
Amen.
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