Jedesmal rege ich mich darüber auf, wenn Nina Ruge am Ende von "Leute heute" sagt: "Alles wird gut". Das klingt so trivial, so oberflächlich. Woher will Nina Ruge - oder wer auch immer - wissen, ob "alles" gut wird? Besonders dieser Tage kann das fast zynisch klingen. Niemand weiß, ob und wann die Lage im Kosovo wieder "gut" wird. Selbst wenn morgen dort Frieden sein sollte, bringt das die Toten nicht zurück, versöhnt das die Menschen nicht so einfach miteinander, dauert es Jahre, bis das Land wieder auf die Beine kommen wird.

In gewisser Weise sagt Paulus nun aber ebenfalls "alles wird gut". Er saß zwar im gerade im Gefängnis, als er diesen Satz schrieb, war aber offensichtlich guten Mutes. Er beklagt sich nicht über seine Situation, im Gegenteil: Aus dem Gefängnis heraus versucht er, seinen Schwestern und Brüdern Mut zu machen. Er freut sich darüber, daß die christliche Botschaft verkündigt wird, alles andere stellt er zurück. "Sorgt euch um nichts," so schreibt er gegen Ende des Philipperbriefs, "sondern in allen Dingen laßt
eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kund werden!"

Das ist eben der kleine Unterschied: "Alles wird gut" ist ein
optimistischer, aber doch schlicht falscher Satz. Nicht "alles" wird - und schon gar nicht "gut". . Der Satz des Paulus ist von anderer Qualität: Nichts wird von alleine, sondern Gott wird das Werk vollenden, das er in uns angefangen hat. Das ist nicht einfach ein optimistischer, sondern ein hoffnungsgebender und glaubens- gesättigter Satz. Mit Hanns Dieter Hüsch gesagt: "Optimismus ungern, Zuversicht immer!" Da mag die Welt toben wie sie will. Der Schöpfer und Herrscher der Welt macht aus jeder und jedem von uns etwas Gutes und Schönes. Das bedeutet nicht, daß alles in dem Sinne "gut" wird, wie wir uns das denken. Gottes Vorstellung von der Vollendung seines Werkes mag sich durchaus von unseren Vorstellungen, was gut sei, unterscheiden. Trotzdem wird er seinen, eben Gottes Frieden durchsetzen. Wann er und wie er vollenden wird, wissen wir nicht. Aber den Glauben, daß es so sein wird, den gibt er uns schon jetzt. Das hilft uns, auch durch schlechte Zeiten durchzukommen und mit dem Gefängnisinsassen Paulus zu sagen: "Freuet euch in dem Herrn!"
 

Dr. Johannes Neukirch
Pastor
    

 

Home
Suchen
Hilfe

Wort zum Monat
Neu im Netz
Struktur
Glauben heute
Presse
Kontakte
Treten Sie ein