Eure Rede sei allezeit freundlich und mit Salz gewürzt, daß ihr wißt, wie ihr einem jeden antworten sollt.
(Kolosser 4, 6)
   
Versalzen

So, so ...
freundlich und mit Salz gewürzt soll sie sein, unsere Rede ...

"Das kann aber ganz schön daneben gehen! Dann ist die Suppe versalzen, und raus kriegt man das Zeug nicht mehr. Da bin ich doch lieber vorsichtig, und jeder soll sich selber so viel oder wenig reintun, wie er mag..."

Ich denke, fast jeder kann sich an solche Situationen erinnern. Und umgekehrt ist manche Köchin und mancher Koch schon zähneknirschend wieder in die Küche gegangen, wenn die Gäste als erstes zwei ordentliche Ladungen Maggi in die Suppe kippen, ohne sie vorher wenigstens zu probieren. Da hat man sich nun Mühe gegeben und Stunden an der richtigen Zusammensetzung getüftelt, und dann das ...

Freundlich ist diese Rede über Essgewohnheiten ja nicht gerade, das muß ich zugeben. Aber manches von dem, was sich über das Essen sagen läßt, ist auch gut auf unser Redeverhalten anzuwenden, besonders wenn es darum geht, von Gott und Glauben zu reden.
"Da bin ich doch lieber vorsichtig, und jeder soll sich dann selber so viel oder wenig reintun, wie er mag..."

Wenn Christen sich nicht mehr trauen, offen und ehrlich von Gott und ihrem Glauben zu reden, dann wird das Ergebnis oft auch entsprechend lasch, und die, denen wir es anbieten, verziehen das Gesicht und lehnen beim nächsten Mal dankend ab. Selbstverständlich braucht es Fingerspitzengefühl, wie viel davon mein Gegenüber wohl verträgt. Aber ist es nicht auch beim Kochen ein guter Brauch, die Suppe abzuschmecken, bevor man sie serviert? Lassen sie sich doch das, was Sie sagen, einmal vorher kurz auf der Zunge zergehen. Schmecken Sie dem nach, ob es lasch ist oder würzig oder eben auch zu stark versalzen. Das garantiert zwar nicht den absolut richtigen Geschmack, aber es hilft, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie mein Reden dem anderen wohl schmecken könnte.
Und was ist nun das Salz in meiner Rede?

Jesus sagt: "Ihr seid das Salz der Erde!"

Ihr? Das bin ja ich!
Richtig!

Unser Reden kann nicht nur über Gott und Glauben gehen, sondern muß auch wahrhaftig sein. Nicht allein, was andere erleben mit Gott, zählt. Es geht auch um mich und meine ganz persöhnliche Beziehung zu Gott und meinen Glauben. Und darin geht es zugleich auch um meine ganz persönliche Beziehung zu meinem Mitmenschen, darum, wie ich zu ihm oder ihr stehe.

Ja, aber ... wendet da schon gleich jemand ein: Man kann doch trotzdem auch zu viel des Guten tun. Ist es da nicht besser, vorsichtig ...

Klar! Aber ich will dazu eine Anekdote erzählen, die ich schon vor vielen Jahren gehört habe.
Mutter und Tochter sind im Hause, und auf dem Herd köchelt das Essen für den Mann und Vater. Die Mutter würzt das Essen und verläßt den Raum. Die Tochter kommt herein, schmeckt die Suppe ab und würzt ebenfalls. Als die Mutter dann zurückkehrt an den Herd, meint sie, sie habe noch nicht gewürzt und langt nochmals kräftig hin, denn ihr Mann liebt es gut gewürzt. An diesem Tag gibt es, was selten genug ist, ein ausdrückliches Lob des Mannes für die wohlschmeckende Speise.
Ein anderer hätte es wohl als versalzen abgelehnt, für ihn war es genau richtig. Die Frauen wollten es ihm recht machen, und so kam etwas Gutes dabei heraus.

Wenn wir nun anderen Menschen etwas Gutes tun wollen und ihnen reichlich von Gott und seiner Liebe erzählen, so habe ich keine Sorge, daß wir darin "die Suppe versalzen".
Denn wenn ich den Zusammenhang des Monatsspruches lese, wird deutlich, daß ich nicht aus mir heraus nur rede, sondern aus dem Kontakt mit Gott heraus. Nutzen wir also die Chance, mit anderen so zu reden, wie er mit uns redet: direkt, offen, ehrlich, freundlich und gut gewürzt! Dann mögen auch andere auf den Geschmack kommen und ihr Leben mit Gott leben wollen.

Karl-Martin Voget
Pastor in Haimar und Rethmar 
 

Kommentare sind gern willkommen 
im Gästebuch unserer Homepage