Das Leben ist eine Gleichung: Wer viel investiert, soll auch viel bekommen. Wer wenig einsetzt, erhält wenig vom Leben zurück. Persönlicher Einsatz scheint Erfolg zu garantieren. Erfolg gewährleistet Ansehen, Einfluss, Glück. So einfach ist das. Die glückliche Familie, das eigene Haus, Erfolg im Beruf, Gesundheit, Kinder, die es weiter bringen – was soll man mehr vom Leben erwarten?

Leider geht diese Gleichung nicht auf. Das Haus ist fertig, aber die Gesundheit auf der Strecke geblieben. Der berufliche Erfolg ist auf Kosten der Ehe gegangen. Die Kinder haben Probleme, weil die Eltern sich nicht kümmern können. Was also bleibt unterm Strich?
Die Gleichung kann nur aufgehen, wenn ein wichtiger Faktor, ein Vorzeichen vor der Klammer des Lebens, berücksichtigt wird: „Die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten.“ Nicht das Schicksal hat das letzte Wort. Versagen oder Schuld müssen nicht das Ergebnis der Bilanz sein. 

Denn Faktoren vor der Klammer verändern die Werte in der Klammer. Erfolg, Ansehen, Glück sehen für den Einzelnen anders aus als im Lichte der Gnade Gottes. Das Vorzeichen der Gnade Gottes erweitert den Blick auf den Mitmenschen hin. Es entlastet den Einzelnen und bindet ihn ein in Gottes Zukunft. 
Auf der Ergebnisseite steht dann nicht die Ellenbogenethik: „Das machen doch alle so!“. Das Vorzeichen der Gnade Gottes entlastet und macht frei zur Menschen- und Gottesliebe: „Was können wir tun, dass allen geholfen werde?“
 
Frank Hüsemann
Öffentlichkeitsbeauftragter für den Sprengel Hildesheim
 

 

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