Wort zum Monat November 2003

Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, doch das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit.

(Jesaja 40, 8)

Herbstzeit
Der Sommer hat ein Ende
Blatt um Blatt fällt
von den hohen Bäumen
Herbstzeit.
Die Dämmerung kommt früher
die Nächte werden länger und am Morgen
deckt erster Reif das dürre Gras im Garten
Herbstzeit
Die letzten Blumen widerstehen
dem ersten Frost und welken langsam
doch unaufhörlich dem Winter entgegen
Es ist kalt

Kalt ist der Hauch
der Vergänglichkeit und des Todes
Novemberzeit.
Herbstnebel
zwischen Bäumen
und in meiner Seele

Trauer der Erinnerung
Immer noch die Toten der Weltkriege
und der unendlich vielen Kriege seither
Die Verstorbenen des letzten Jahres
Mutter Vater Kind
Schwester Bruder
Freundin Freund

Die Krähen schrein
und ziehen schwirren Flugs zur Stadt
Bald wird es schnein
Weh dem der keine Heimat hat
(Friedrich Nietzsche)


Wo bleibe ich
Was bleibt von mir
Wo habe ich Heimat

Ich brauche einen Standpunkt
den ich nicht selber schaffen kann
Ich brauche eine Hand
die ich mir nicht selber reichen kann
ich brauche ein Wort
das ich mir nicht selber sagen kann

Von sehr weit her
kommt das Wort Gottes
aus fremder Zeit und fremder Welt
will allen Nebel der mich umschließt
durchdringen
bei mir ankommen

„Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen,
aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln."

„Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst;
ich habe dich bei deinem Namen gerufen,
du bist mein".

„Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir;
weiche nicht, denn ich bin dein Gott.
Ich stärke dich, ich helfe dir auch,
ich halte dich durch die rechte Hand
meiner Gerechtigkeit."

„Siehe, ich bin bei euch alle Tage
bis an der Welt Ende."


Große Worte starke Worte
Glauben möchte ich
den Worten und dem
der sie vor Urzeiten gesprochen
und sie spricht in meine
Herbstzeit

Gewiss werden
dass ich nicht falle und vergehe

Die Blätter fallen, fallen wie von weit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sie dir andre an: Es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.
(Rainer Maria Rilke)


Ich wage
und vertraue
und höre das Wort
das ER gesprochen hat
das nicht vergeht
Ich bin in seiner Hand
geborgenLandessuperintendent Arend de Vries






Landessuperintendent Arend de Vries
Nienburg

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