Wort zum Monat November 2002
Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein.
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Wir mussten Svenja beerdigen. Ihr Herz war zu schwach gewesen, um sie am Leben zu halten. Nicht einmal vier Jahre war sie alt geworden. Die Eltern wussten um ihre Herzschwäche - aber der Tod kam unerwartet. Sie hatten mich als Pastor gerufen, Svenja starb in unseren Armen. Die drei älteren Geschwister waren dabei.
Nun mussten wir sie beerdigen. Um den kleinen weißen Sarg saßen viele Kinder: die Geschwister und andere aus der Familie, einige aus dem Kindergarten. Und alle hatten Tränen in den Augen, ich auch. Der Tod kann so grausam sein, so brutal. Er macht so vieles zunichte. Leben, dass sich noch gar nicht entfalten konnte. Hoffnung, die unerfüllt bleiben wird. Träume, die nie Wirklichkeit werden. Und der Tod ist allgegenwärtig: Woche für Woche die Meldungen aus Israel und Palästina, ohne ersichtliches Motiv werden Menschen in der Umgebung von Washington ermordet, mehr als hundert getötete Geiseln in Moskau. Ganz in der Nähe rasen am Wochenende drei Jugendliche mit ihrem Auto in den Tod. Ein guter Freund erkrankt in der Mitte seines Lebens an Krebs und hat nur noch wenige Monate zu leben. Der Tod macht so hilflos. Er spricht nicht zu uns, der Tod ist stumm. Er spricht nur dadurch, dass er da ist und Menschen aus unserer Mitte reißt. Der Tod ist stumm - und er macht uns stumm. Und er ist uns sicher. Nicht nur der unerwartete oder sich abzeichnende Tod der anderen ist gewiss, auch mein eigener Tod. „Mag in meinem Leben vieles oder alles ungewiss sein, mein Tod ist mir gewiss. Man mir vieles, ja alles nehmen, man kann mir sogar das Leben nehmen, den Tod kann mir keiner nehmen" (E. Jüngel). Und nun die große Vision des Sehers von Patmos, aufgezeichnet ganz am Ende der Bibel im Buch der Offenbarung. Die Vision des neuen Himmels und der neuen Erde, wenn Gott bei den Menschen und die Menschen bei Gott sein werden: „Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein" Ist das nur Vertröstung angesichts unendlichen Leids und angesichts des Schmerzes, den der Tod in uns auslöst? Sicherlich sind diese Bibelworte manchmal auch so gebraucht und missbraucht worden. Aber das entwertet sie nicht. Aus dieser Vision spricht die große Gewissheit und die unendliche Hoffnung, dass der Tod nicht das Ende ist, auch wenn er das sichtbare Leben beendet. Nach diesem Leben gibt es ein anderes Leben in unendlicher Gemeinschaft mit Gott und ohne den Tod, der dieses Leben so endlich macht. Fast zweitausend Jahre haben Menschen mit dieser Hoffnung leben und auch sterben können und nach dem Tod lieber Menschen das Leben wieder in den Blick nehmen können. Wir mussten Svenja beerdigen und ich wollte den Kindern, die um den Sarg saßen und den vielen anderen, die Abschied nehmen mussten von Svenja etwas von dieser Hoffnung sagen: „Ihr fragt, was mit Svenja wird, wo sie sein wird, wenn wir sie jetzt beerdigen. Ihr Körper liegt in diesem Sarg und wir werden sie gleich in das Grab legen, in die Erde, und sie mit Erde zudecken. Hier in diesem Sarg liegt ihr Körper. Aber Svenja war mehr als ihr Körper, der zu schwach war für dieses Leben. Sie war fröhlich, sie konnte lachen und weinen, sie war ganz warm, als wir sie im Arm gehalten haben. All das konnten wir nicht sehen, aber fühlen - und das werden wir nicht begraben. Das bleibt bei uns. Und wenn wir uns erinnern, an sie denken, dann bleibt sie bei uns und wir werden sie nicht vergessen. Und dann sagen eure Eltern: Svenja ist nun bei Gott. Wie das genau ist? Das weiß ich auch nicht. Ich weiß nur, dass sie es dort gut haben wird. Dort tut ihr nichts mehr weh. Und wenn sie weint, weil sie nicht mehr bei uns ist, dann wird Gott ihr die Tränen abwischen, so wie eure Mutter oder euer Vater euch die Tränen abwischen, wenn ihr jetzt so traurig seid. Vielleicht sehen wir sie ja einmal wieder, wenn auch wir dort sind, wo sie jetzt schon ist. Und dann brauchen wir nie wieder Abschied nehmen, denn bei Gott muss keiner mehr sterben, keiner Abschied nehmen - und alle Tränen werden abgewischt." Arend de Vries Landessuperintendent, Nienburg
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