Wort zum Monat Juni 2007

Groß sind die Werke des Herrn, kostbar allen, die sich an ihnen freuen.

(Psalm 111, 2)


Klingen diese Worte nicht wie Hohn, wenn wir an die gegenwärtige Diskussion über Klimaveränderung denken? Dreizehn Jahre seien nur noch Zeit, um die gegenwärtige Klimaänderung noch abzumildern. Das klingt beinahe wie die Rede Jesu vom Ende dieser Welt.

Sicher, der Psalmbeter vor rund 2.500 Jahren kannte noch kein Klimamodell. Aber ihm darum Dummheit oder Naivität zu unterstellen, wäre zu einfach. Und sachlich nicht zu rechtfertigen. Denn schließlich beruht unser heutiges Wissen vielfach auf den Forschungen der Babylonier und anderer Völker des Orients gerade zu der Zeit, in der dieses Psalmwort aufgeschrieben worden ist. Es geht also nicht um das Wetter oder um Probleme in der Natur, nicht um das Naturgesetz, nach dem der Stärkere den Schwächeren besiegt, also „Fressen und Gefressenwerden".

Hinter diesen Worten steht etwas ganz anderes: der Blick durch die Schöpfung hindurch. Und das setzt voraus, dass ich die Schöpfung erst einmal wahrnehme, unmittelbar und nicht durch Medien wie TV oder Internet. Also: nach draußen, in die Natur. Das Blühen und Heranreifen von Früchten anschauen, auf die Stimmen der Vögel achten. Und neben den verschwenderischen Farben auch die besonderen Gerüche im Frühsommer wahrnehmen.

Es geht darum, zu entdecken, wie schön das Leben sein kann - jenseits aller Pflichten und Verantwortung, jenseits von Belastungen und Problemen. Die Natur öffnet uns ganz andere Blicke auf das Leben - und auf Gott. Der Blick in die Schöpfung lehrt uns, dass das Leben - auch unser Leben - Geschenk ist, ein Geschenk Gottes.

Und damit kann das Staunen über Gott einsetzen, denn als wir auf die Erde kamen, das Licht der Welt erblickten, da war schon alles da. Der Blick in die Natur kann uns zum Staunen über Gott führen - wenn wir das wollen.

Jenseits aller Probleme mit der Schöpfung können wir uns so über Gott freuen. So wird uns die Schöpfung kostbarer. Und alles Reden über Klimaschutz muss zu Konsequenzen für das eigene Verhalten werden. Nicht als Zwang, aber als Folge des Staunens über Gott.


Gehen Sie nach draußen, schauen Sie genau hin, hören Sie genau hin. So kommen Sie wie von selbst in ein Staunen über Gott.Pastor Friedrich Kanjahn






Friedrich Kanjahn
Pastor in der Kirchengemeinde Dollbergen-Schwüblingsen und Notfallseelsorger

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