Wort zum Monat Juni 2006

Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Bleibt daher fest und lasst euch nicht von neuem das Joch der Knechtschaft auflegen!

(Galater 5, 1)

Zugochsen unter dem Joch Zwei Ochsen auf dem Feld, eingespannt unter ein Joch. In alten Filmen oder auf alten Bildern sieht man das manchmal noch. Hinter ihnen der Bauer am Pflug. Er bestimmt, wo es langgeht. Mit der Peitsche treibt er die Tiere vor sich her.
Kein wirklich schönes Bild, finde ich.

Lasst Euch nicht von neuem das Joch der Knechtschaft auflegen, sagt der Monatsspruch. Es ist, als hole er uns aus der Betrachterrolle und setze uns mitten in das Bild.

Natürlich sind wir keine Ochsen. Doch sind wir auch ohne Joch? Ich frage mich: Was liegt mir wie dieses harte Holz auf den Schultern? Was macht mich unfrei und bedrückt mich? Wer spannt mich ein und zwingt mich in eine Richtung, die ich nicht will?
Da fällt mir und vermutlich auch Ihnen eine ganze Menge ein: Aufgaben, zu denen ich überredet werde, manches, das mir zuviel wird, das ich aber auch nicht abgeben mag.

Oft möchte ich anderen die Schuld dafür geben: Sie sind es, die zu viel von mir erwarten und mir Lasten auflegen, die ich kaum tragen kann. Sie spannen mich für ihre Zwecke ein.

Halt, sagt der Monatsspruch, noch einmal provozierend: Lasst es Euch nicht auflegen, das Joch. Lasst euch nicht einspannen. Ich ahne: Das sind nicht nur die anderen, die Schuld an meiner Unfreiheit sind. Zum Einspannen gehören zwei: Der, der einspannt und der, der sich einspannen lässt.

Also den Blick von den anderen weg und auf sich selber richten - ich frage mich: Wann werde ich weich? Sage ja, obwohl ich eigentlich nein meinte? Was macht es attraktiv, mich unter ein Joch zu begeben und mir Lasten auflegen zu lassen?
Ich merke: Es ist schön, Erfolg oder Einfluss zu haben, es tut gut, wenn andere mich mögen, mich loben, mir auf die Schulter klopfen. Doch manchmal ist der Preis hoch.

Wie gut tut es da zu hören: Zur Freiheit hat uns Christus befreit.
Zuerst heißt das für mich: Jesus Christus liebt mich so, wie ich bin. Er nimmt mir das Joch von den Schultern, das mich knechtet. Er macht mich frei davon, anderen gefallen zu müssen. Oder mich nur über meine Leistung zu definieren.

Jeden Morgen will ich mir das sagen lassen. Will aufatmen, durchatmen. Die befreiten Schultern fühlen. Und dann fragen: Was will dieser Christus von mir, der mich frei gemacht hat? Wie kann ich ihm nachfolgen? Denn er geht als gutes Vorbild voran und nicht mit der Peitsche hinter mir her. An seinem Strang will ich ziehen und mich von ihm leiten lassen.
Und mich nicht mehr einspannen lassen unter ein Joch, das mich knechtet.
Pastorin Tina Willms





Tina Willms
Pastorin in Hameln

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