Wort zum Monat April

Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, dass ihr den Segen ererbt.

(1. Petrus 3, 9)

Der Tod des Hamasgründers Scheich Jassin durch den israelischen Raketenangriff macht betroffen und lässt neue Gewalttaten wie Selbstmordattentate fürchten.
Am 11. September 2001 wären wir mit einer Reisegruppe unserer Gemeinde in Ostjerusalem gewesen, hätten wir diese Reise nicht wegen der 2. Intifada, der Unruhen in Israel und Palästina im letzten Moment abgesagt.
Lange schon beobachten wir mitleidend die immer neuen Gewalttaten, die scheinbar unendliche Spirale des Hasses und der Abgrenzung. Wir versuchen so gut es geht zu verstehen was geschieht, Kontakte zu pflegen, Beziehungen zu halten, - ins heilige Land zu reisen trauen wir uns derzeit nicht.
Unser Pfadfinderstamm hat sich seiner Zeit, kurz nach dem Attentat gerade gegründet, ‚Rabin' genannt. Er hat jetzt zusammen mit unserer Schule Kontakte zu Talitha Kumi, der christlichen Schule und den Pfadfindern im palästinensischen Beit Jala/Bethlehem geknüpft.
Irgendwann hoffen wir in der Abrahamsherberge zu Gast zu sein.
Zeichen dafür, wie sich unsere Sicht gewandelt hat. Galt das Interesse früher den historischen Orten, den Ursprüngen des Christentums, ist die politische Dimension und die Frage nach dem einen, uns Christen, Juden und Muslimen gemeinsamen, verbindenden Gott bedeutsamer geworden. Das verstehen nicht alle. Einzelne halten an unaussprechlichen Vorurteilen fest.
Gerade jetzt zur Osterzeit, angeschürt von der Diskussion um den Mel-Gibson-Film.
Extremen Positionen wird auch in unseren Gemeinden manchmal sehr zurückhaltend mit Schweigen oder gar zustimmend begegnet, nur um des lieben inneren Friedens willen.
Toleranz und Dialogbereitschaft im Sinne des Monatsspruches werden immer wieder auf eine harte Probe gestellt. Jeder neue Anschlag schürt Ängste. Manche fürchten Zustände, bei denen jede herumstehende Reisetasche panische Reaktionen auslöst, gar jedes Kopftuch Unwohlsein.
Ostern feiern wir Christen den Aufbruch und Ausbruch aus all diesen abgrenzenden, beengenden, eingeschlossenen und belastenden Strukturen. Wir feiern die Freiheit des Glaubens, der sich keinen religiösen Strömungen unterstellt, sondern Gottes unmittelbare Gegenwart erspürt.
Wir suchen in seinem Sinne zu reden und zu handeln, nicht in Reaktion auf das, was uns begegnet.
Jesus hat darauf verzichtet, sich gewaltsam der körperlichen und auch geistigen Gefangennahme zu widersetzen. Nicht aus Schwäche, sondern im Gottvertrauen.
Gewalt und Tod werden überwunden. So öffnet Gott fast unbeschreiblich in der Auferstehung einen neuen Lebensraum: Seid gesegnet, ihr sollt ein Segen sein.
‚Wie ein Fest nach langer Trauer ... so ist Versöhnung, so muss der wahre Friede sein, so ist Vergeben und Verzeihn' singen unsere Konfirmanden gern.
Bieten wir ihnen, uns und anderen diesen Lebensraum, dieses Fest in unseren Gemeinden.
Pastor Ele Brusermann






Ele Brusermann
Pastor in Weyhe-Leeste
Homepage: Kirchengemeinde Weyhe-Leeste

Die Meditationen wurden veröffentlicht im Rahmen der
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