Wort zum Monat Februar 2002

Jesus Christus spricht:
Ich bin in die Welt gekommen als ein Licht, damit, wer an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe.

(Johannes 12, 46)

Jesus ist als Licht in unsere Welt gekommen.

Kein Problem.
Strom erzeugt Licht.
Ein Knopf wird gedrückt und unser Bildschirm am Computer wird hell.
Helles Neonlicht macht die Nacht zum Tag.

Wir haben die Dunkelheit vertrieben.
Nur manchmal:
Wenn die Sicherungen herausspringen.
Nachts. Unsicher tasten wir die Treppe herunter durch dunkle Räume.
Alle Sicherheit ist dahin. Der uns umgebende Raum wird uns fremd.

Dunkelheiten begleiten unser Leben.

Wenn es dunkel wird, zündet die Frau in ihrem kleinen Zimmer ein Licht an.
Kerzenlicht am Bett des sterbenden alten Mannes
trotzt dem Tod einen Hoffnungsschimmer ab.

Lichterketten auf der Fußgängerzone verbinden sich
zu strahlenden Zeichen gegen Gewalt und Terror.

Die Dunkelheit der Welt wird nicht siegen über das Licht.

Licht?
Dunkelheit?


Licht:
Leben ist mehr als arbeiten.
Leben ist mehr als den Lebensunterhalt verdienen.
Leben ist mehr als um Anerkennung kämpfen.
Leben ist mehr als Leistung.
So zeigt es Jesus in seinem Leben.

Jesus zeigt uns ein Leben, das seinen Namen verdient.
Eine neue Lebensqualität.
Ein Leben im besonderen Licht Gottes.
Ein Licht, aus dem ich mein Leben gestalte.


Dunkelheit:
Ich sage:
Meine wunderbare Leistung.
Meine große Anerkennung.
Meine unerschütterliche Gesundheit.
Meine wirkliche Macht.
Ich gelte etwas, weil ich etwas erreicht habe.

Statt dessen:
Aus der Liebe Gottes leben -
Licht in sich tragen,
Gottes Ebenbild sein trotz aller Fehler.
Gottes Licht und Gottes Würde für die Menschen
sind unantastbar.

Wer nur von seiner Leistung lebt, verkümmert.
Die Leistungsmenschen strahlen nichts aus.
In ihnen leuchtet nichts auf.
Alles leer und dunkel
– ohne Licht.

Licht und Dunkelheit,
Krippe und Kreuz, liegen dicht beieinander:

Mit Jesu Geburt leuchtet ein Licht auf.
Der Stern zeigt es.
Und da kommt sofort ein Leistungs- und Machtmensch wie Herodes
und bekämpft das Licht.
Dreißig Jahre später, am Kreuz scheint die Finsternis zu siegen.

Und doch: Kurz vor seinem Tod,
vor seiner Kreuzigung spricht Jesus vom Licht der Welt.
Ein Wort, das uns begleiten und trösten soll,
wenn die Dunkelheiten kommen, auch in diesem Jahr.

Jesus ist das Licht, das die Dunkelheit niemals besiegen kann.
Ob mich Menschen verletzen oder
ob mich die eigene Schwäche verwundet:
Der Raum, in dem das Licht Christi in uns strahlt, kann nicht zerstört werden.
Das tröstet.
Nichts anderes.


Ich mache es wie die Frau in ihrem Zimmer:
Auch in der nächsten dunklen Stunde
werde ich eine Kerze holen,
sie anzünden
mit allen Strahlen des kleinen Kerzenlichts
die Dunkelheit vertreiben.

AMEN
Ralf Tyra



Ralf Tyra
Pastor in Hannover in der Hanns-Lilje-Stiftung

Die Meditationen wurden veröffentlicht im Rahmen der
Homepage der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover.
Die Rechte an den Texten liegen bei den Verfassern.


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