Wort zum Monat Januar 2005

In Frieden leg ich mich nieder und schlafe ein; denn du allein, Herr, lässt mich sorglos ruhen.

(Psalm 4, 9)

Abends bringe ich meinen Sohn ins Bett. Wir lesen eine Geschichte und singen ein Lied. Dann beten wir die alten Worte: Müde bin ich, geh zur Ruh, schließe meine Augen zu. Guter Gott, die Augen dein lass über meinem Bettchen sein. Amen.
„Wie hütest du mich noch mal?" fragt er mich. „Wie meine Ohrmuschel" sage ich. Er schüttelt den Kopf. „Wie meine Haarspitzen." Wieder ein Kopfschütteln. „Wie meinen Augapfel", sage ich. Er nickt und lächelt zufrieden.
Eine Weile sitze ich noch am Bett und halte seine kleine Hand in meiner. Sehe zu, wie sein Blick in die Ferne wandert, ganz weit weg ist er, fast schon im Land der Träume. Auch seine Beine kommen zur Ruhe, die Hand wird immer schwerer in meiner. Er atmet langsam, regelmäßig und tief. Die Lider fallen fast zu, dahinter rollen die Augen nach oben. Schließlich gewinnt der Schlaf die Oberhand. Ich lege seine Hand auf die Bettdecke, ganz entspannt ist sie. Ebenso sein Gesicht. Ich drücke noch einen Kuss auf die Nasenspitze, dann gehe ich hinaus.

Er hat es gut, denke ich, mir fällt das Einschlafen oft schwer. Wenn ich im Bett liege, kommen die Gedanken. Wie Nachtgespenster umschwirren sie mich. Was am Tag gewesen ist, fällt mir ein. Dazu das, was ich morgen machen muss. Nein, nicht nur morgen, manchmal sogar alles, was in den nächsten Wochen und Monaten anliegt. Wie ein Berg steht es vor mir und ich wälze mich hin und her. An Schlafen ist dann nicht mehr zu denken.

Was hilft mir, den Tag loszulassen, mich in Frieden niederzulegen und mich fallen zu lassen in den Schlaf?

Nicht nur Kindern tun Rituale gut, auch Erwachsenen helfen sie, zur Ruhe zu kommen. Musik hören, Waschen, Zähneputzen, einen Schluck trinken.
Vielleicht kann ich mir vorstellen, dass ich mit meinen Kleidern auch das Tagwerk beiseite lege. Wenn es mir hilft, lese ich noch ein paar Seiten und tauche ein in eine andere Welt.

Wenn ich das Licht lösche, dann denke ich daran, dass Gott so für mich da ist wie ein Vater oder eine Mutter. Ich will versuchen, mich ihm anzuvertrauen und zu überlassen. Immer gelingt das nicht. Manchmal halten mich die Sorgen zu fest. Oder ich sie.
Oft aber befreit es mich, Gott zu sagen, was mich belastet und worum ich mich sorge. Ich bitte ihn auch für die, die mir am Herzen liegen. Und danke für das, was schön war und gut getan hat.
Dabei stelle ich mir vor, wie Gottes Hände mich halten. Behutsam und doch fest, zärtlich und doch voller Kraft. Ich kann mich hineinkuscheln, mich bergen bei ihm.
Es tut mir gut zu spüren: Ich bin nicht allein. Da ist ein Größerer, der mit mir geht.
Was immer auch sein wird, er hält mich, er wacht über mir und der Welt.
Pastorin Tina Willms





Tina Willms
Pastorin in Hameln

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