Wort zum Monat Januar 2004

Treu ist Gott, durch den ihr berufen worden seid zur Gemeinschaft mit seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn.

(1. Korinther 1, 9)

Treue

Erstaunlich, wenn in Umfragen immer wieder herauskommt, daß diese "altmodische" Tugend wieder sehr begehrt ist - gerade bei jungen Menschen. Oder vielleicht doch nicht so erstaunlich?
Treu sein - das bedeutet: der andere kann sich auf mich verlassen. In einer Welt, in der kaum noch etwas "verläßlich" ist, wächst die Sehnsucht nach Geborgenheit und Sicherheit. Mehr noch: nach der Gewißheit, daß ich nicht allein bin. In den alten Sagen und den erfundenen Rittergeschichten gab es immer einen einsamen Helden, der dann doch nicht so einsam war. Denn er konnte immer einen Kreis von "Getreuen" um sich scharen, und mit ihnen zusammen war alles möglich. Als Kind habe ich diese Geschichten verschlungen. Und in meinen Träumen war ich auch einer dieser Getreuen, der mit dazugehörte. Ich streifte mit Robin Hood durch die Wälder und half ganz uneigennützig den Armen und Bedürftigen. Und selbstverständlich waren wir immer pfiffiger, schneller und insgesamt besser als alle anderen.
Im wirklichen Leben war das allerdings anders. Da gab es auch die Freunde, die Familie. Ich hatte Glück, denn ich war nicht allein und auf mich nur gestellt. Nur mit dem pfiffiger, schneller und insgesamt immer besser klappte es nicht so richtig. Und die Freunde wechselten schon mal. Nicht jeder war so verläßlich, daß ich mit ihm zusammenbleiben wollte. Und auch ich war nicht immer nur verläßlich. Mancher war wohl auch von mir ent-täuscht und wir gingen dann getrennte Wege.
Eines Tages aber begriff ich, daß ich ja zu einer ganz anderen Gemeinschaft längst dazugehörte. Da war ich schon Jahre zuvor berufen worden. Denn in der Taufe hatte Gott mir schon versprochen, daß er überall mit hingehen würde und immer bei mir sein. In der Konfirmation hatte ich das Ja meiner Eltern und Paten dazu offiziell wiederholt. Aber das hatten ja noch viele andere mit mir gemeinsam getan. Verändert hatte sich dadurch nichts in meinem Leben. Als ich dann allerdings Jugendliche meines Alters traf, die gemeinsam in der Bibel lasen, moderne Lieder sangen und zusammmen beteten, wie ihnen die Worte in den Sinn kamen, da begann ich zu staunen. Denn hier erfuhr ich, daß Gott nicht nur so eine Redewendung war, sondern ganz real. Ich begann, mich ihm bewußter zuzuwenden, und mein Leben wurde verändert.
Nicht daß Sie jetzt etwa glauben, ich sei plötzlich pfiffiger, schneller und insgesamt natürlich auch immer besser als alle anderen geworden. Aber ich wußte nun: da ist einer, auf den ich mich wirklich immer verlassen kann. Der zu mir hält, auch wenn ich nicht perfekt bin. Der mich liebt, gerade weil ich so bin, wie ich bin. Er ist mit mir gegangen durch manche Höhen und Tiefen, hat mich bewahrt in großen und kleinen Gefahren. Und ich habe gemerkt, daß dieses nicht etwa ein Privileg nur für mich oder wenige Auserwählte ist. Darum wurde meine Berufung für mich auch zum Beruf. Und ich bin froh, daß ich allen Menschen davon weitersagen kann:
Ich lade Sie ein in seinem Namen, dazuzugehören. Gott ist treu, durch den ihr berufen worden seid zur Gemeinschaft mit seinem Sohn Jesus Christus.
Pastor Karl-Martin Voget






Karl-Martin Voget
Pastor in Rethmar und Haimar
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