Wort zum Monat Januar 2010

Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft.

(5. Mose 6, 5)

Der Liebe wegen mein altes Leben aufgeben?

Bild: ©catharina-zeropa-stangenberg_pixelio.deSicher eine schwere Frage, wenn man sich eigentlich gut eingerichtet hat im Leben.

Und dann lernt man einen Menschen kennen und verliebt sich. Aber wer weiß, wie weit das trägt? Kann ich dieser Liebe, diesem Menschen vertrauen? Bin ich bereit, vielleicht einiges dafür aufzugeben, um mit diesem Menschen noch mal neu anzufangen? Werde ich es irgendwann bereuen? Wie viel ist mir mein „altes“ Leben wert?

Diese Fragen sind nicht leicht zu beantworten.
Glücklich der, der nie in eine solche Zwickmühle gerät. Oder unglücklich?
Vielleicht verpasst er oder sie ja die Chance ihres Lebens, um wirklich glücklich zu werden?

Was hat der Monatsspruch für den Januar 2010 mit der Frage nach einer neuen Liebe zu tun?

In der Beziehung zu Gott geht es genau um diese Frage: Bin ich bereit, mein Leben zu verändern, vielleicht sogar auf den Kopf stellen zu lassen, um in der Liebe zu Gott zu leben?

Abraham verließ seine Heimat und zog in ein neues Land, weil Gott es ihm sagte. Und da war er schon siebzig. (Übrigens – seine Frau war bereit mitzugehen!)

Petrus war Fischer – er ließ alles stehen und liegen, um Jesus zu folgen. (Was seine Frau dazu gesagt hat, wissen wir nicht, und wovon die Familie des Petrus fortan lebte. Aber wir wissen, dass Jesus die Schwiegermutter des Petrus geheilt hat. Zu einem Bruch mit der Familie muss also die Beziehung zu Jesus nicht unbedingt führen!)

Dietrich Bonhoeffer kehrte aus der Sicherheit in den USA zurück, weil ihm im Glauben klar wurde, dass sein Platz an der Seite seiner Glaubensgeschwister in der Heimat war. (Aus seiner Zeit im Gefängnis ist ein bewegender Briefwechsel mit seiner 18 Jahre jüngeren Verlobten Maria von Wedemeyer überliefert. Sie hat seinen Weg begleitet und ihn unterstützt.)

Die Frage an mich ist, ob ich bereit bin, mich der Liebe zu Gott ganz hinzugeben.
Mein ganzes Leben danach zu richten.
Das würde bedeuten, dass ich im Gebet frage, was Gott von mir möchte.
Das würde bedeuten, dass ich Gott mitreden lasse, wenn es um wichtige Entscheidungen in meinem Leben geht. (Und manchmal auch um ganz kleine, scheinbar unbedeutende.)
Das würde bedeuten, dass ich mich entscheide, Gott zu lieben, mit allen meinen Kräften – weil er mich zuerst geliebt hat. Ich bin doch geschaffen worden von ihm – einzig und allein aus dem Grunde: weil er mich liebt!

Und wer sich von Gott lieben lässt, für den ordnen sich auch die Beziehungen zu Menschen neu. Nicht immer von heute auf morgen. Aber Stück für Stück. Wer sein Leben im Gebet vor Gott bringt, wird erleben, dass Gott seine Verletzungen heilt. Dass er Beziehungen neuen Sinn gibt. Dass Gott uns hilft, Entscheidungen zu treffen, die uns sonst überfordern würden, weil wir nicht wissen, was die Zukunft bringt. Die Liebe Gottes zu uns und unsere Liebe zu Gott hilft uns leben. Aber sie ist viel mehr als Lebenshilfe. Sie ist das Leben selbst. Amen.
Pfarrerin Christiane Seresse

Christiane Seresse
Pfarrerin in Stockstadt am Rhein

Homepage: Evangelische Kirchengemeinde Stockstadt am Rhein

Die Meditationen wurden veröffentlicht im Rahmen der
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